Sonntag, 21. Oktober 2012

ovb-online am 11.10.2012


Acht Raum-Künstler packen aus


Kunst im Karton


Zwei Minuten vor 19 Uhr: gähnende Leere im raum02. Ein Terminirrtum? Doch es war richtig, zu bleiben. Denn auf die Minute genau kamen sie dann um die Ecke: Edith Bernhauer, Florian Ecker, Christoph Gemander, Kerstin Gemander, Florian Lechner, Michael Kragler, Monika Reinhart und Matthias Trager - alle mit einem Umzugskarton unterm Arm.



© OVB
Kunst? Alles eine Frage des Standpunkts. Über eine halbe Stunde hielten es Michael Kragler und Florian Ecker in ihren Kisten aus. Foto fng


Keiner wusste vom anderen irgendetwas über Inhalt oder Plan. Es folgte ein interessantes Gewusel in der kleinen Galerie in der Weißgerberstraße in Mühldorf. Kisten wurden als Guckkästen an der Wand fixiert, Edith Bernhauer packte Fotos der Serie "Reflexionen" aus und nadelte diese an die Wand.

Zwei Mitglieder wiederum stellten sich mitten im Raum hin, aufrecht, einander gegenüber. Der eine stand im Karton, der andere hatte seinen Karton über den Kopf gezogen. Offenbar ließ sich so ein Lachen leichter unterdrücken. Kragler und Ecker haben es in dieser Position immerhin über eine halbe Stunde ausgehalten: stille Standpauke oder Beamtenmikado?

Witzig auch Florian Lechners Kartonbefestigungsaktion: Bis das Packband den Karton an der Säule gehalten hat, hatte er dreimal die Ösenschraube aus der Wand gezogen. Wände in Altbauten erzeugen unterhaltsames Scheitern - zunächst. Von seinem Vater, Ernst Lechner, brachte er eine Kiste Luft aus Berlin mit.
Rührend fast, aber passend: Monika Reinhart legte einen Stapel Fotos der Werke Stefan Engelhards auf einen Karton, um die Frage nach einer Retrospektive seiner Werke zu stellen.

Der Schlusspunkt: Christoph Gemander zog aus seinem Karton eine überdimensionale Fliege heraus. Seine Rede dazu wollte nur unterhaltsam sein, die Assoziationen kamen von ganz allein: Biblische Plagen? Sartres Rachegöttinnen? Die Rache der Natur für die radioaktiven, agrochemischen und genetischen Umweltsünden? Jeder deutet es, wie er sich auf seine Art berührt oder betroffen fühlen mag. Das Verständnis ist offen.

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