Sonntag, 19. Februar 2012

ovb-online am 15.02.2012


Ernst Lechner und Florian Ecker eröffnen bemerkenswert das Ausstellungsjahr im raum02

Struktur und Relief

Ernst Lechner und Florian Ecker eröffnen in der Galerie raum02 in der Weißgerberstraße in Mühldorf das Ausstellungsjahr 2012. Die beiden Gründungsmitglieder sind durch ein Lehrer-Schüler-Verhältnis miteinander verbunden, diesem aber auch wieder entwachsen. Und so lassen sich in der Ausstellung Schwerpunkte und Entwicklungen der beiden vergleichen.

ovb-online am 15.02.2012: Ernst Lechners Foto-Mosaik: Unerwartet wird der Betrachter im raum02 Zeuge, dass der Ampfinger auch ein sehr guter Fotograf ist. Foto fng

Florian Ecker

Florian Ecker, 1977 in Taufkirchen geboren, hat eine Steinmetzlehre (eben bei Ernst Lechner) sowie die Ausbildung zum Steinmetzmeister hinter sich und absolviert derzeit ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München - inzwischen im Rahmen eines zweiten Stipendiums. Im raum02 zeigt er nur Fragmente, die wie ein Torso den Betrachter anregen sollen, Gedanken zu ergänzen oder auch andere Impulse aus dem Werk aufzunehmen. Bei seinen beiden Marmorstücken geht es ihm um das Thema "Rasterung" wie sie bei Schokolade, Speisefetten oder auch bei Metallen wie Zinn üblich sind.

Zum Kontrast stellt Ecker ein eisernes Bodengitter zum Füßeabtreten senkrecht auf. Die Verbindung: der Staub, der durchgetreten wird, bildet regelmäßige Häufchen, ein neues Raster entsteht. Die Beziehung wird noch offensichtlicher, wenn man sich einen Abdruck des Rasters in Ton, Knetmasse oder Teig vorstellt. Zu viel Gehirngymnastik? Keineswegs. Wer das Werk eines alten Meisters betrachtet, braucht auch Geschichtskenntnisse, um es zu verstehen. So stellt eben auch die moderne Kunst ihre Ansprüche an den Betrachter.

Ernst Lechner

Ernst Lechner aus Ampfing, geboren 1948, ist Steinmetzmeister und wurde seinerzeit als Jahrgangsbester ausgezeichnet. Der Bundesgestaltungspreisträger 1989 war schon auf vielen Einzel- und Sammelausstellungen vertreten. Im raum02 zeigt er einen Querschnitt seines Schaffens aus 40 Jahren in einer Art Foto-Mosaik, in das drei Reliefs - Metallgüsse - und großformatige Bilder eingelassen sind. Ein Fotomotiv mit der Wellenstruktur eines Sandwatts schafft die Beziehung zu den Strukturgedanken des jungen Kollegen.

Unerwartet wird der Betrachter Zeuge, dass Lechner auch ein sehr guter Fotograf ist, und kleine Dinge am Wegesrand - wie eine Pflasterstruktur, einen verwitterten Baumabschnitt, ein Stück Kirchenfassade im Seitenlicht oder die Innenansicht de gotischen Kirchturmspitze - nahebringt, belebt und ins Bewusstsein rückt.

Die Reliefs (Alu-Sandguss) sind Collagen aus Formelementen - Inspirationen aus Ampfing. Der Kern sind etwa 60 Bilder Lechnerscher Arbeiten, die vor allem im süddeutschen Raum von Bayern über Liechtenstein bis Rheinland-Pfalz aufgestellt sind. Seine Handschrift, sein Stil, zeichnet sich dadurch aus, dass er nichtfigürliche Motive weitgehend reduziert und figürliche soweit vereinfacht, dass ein kraftvoller, fast klassischer Ausdruck entsteht. Die Ausstellung gibt so einen Überblick über sein Schaffen, der anders kaum zu gewinnen ist.

Insgesamt eine bemerkenswerte, interessante Saisoneröffnung.

Die Öffnungszeiten im raum02: Finissage am Freitag, 24. Februar, ab 16 Uhr. Weitere Öffnung auf Anfrage unter info@raum-muehldorf.de.



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